Extremwetter & Bauschäden: Wenn bei Gutachten jede Stunde zählt

Wenn Starkregen, Sturm oder Hitze zuschlagen, bleibt keine Zeit für lange Planung. Dächer sind undicht, Keller vollgelaufen, Wände feucht – und schon klingelt das Telefon: „Können Sie sofort kommen?“ Als Sachverständige stehen wir dann zwischen Eile und Exaktheit. Doch gerade in solchen Situationen zeigt sich, wer Routine und System hat. Wir verraten, worauf es ankommt.

Lagebild zuerst: Sicherheit geht vor

Extremwetter-Begutachtungen sind kein „Normalbetrieb mit Tempo“, sondern ein Ausnahmezustand – und der verlangt klare Prioritäten.
Bevor die erste Messung startet, steht der Sicherheitscheck an. Strom, Gas, Statik – sind Gefahren ausgeschlossen? Wer erteilt Zutritt, welche Bereiche sind gesperrt oder kontaminiert, und wer ist vor Ort zuständig? Eine strukturierte Lageeinschätzung zu Beginn spart später Stunden und Diskussionen.

Erstmaßnahmen in fünf Punkten

  1. Gefahren ausschließen – und persönliche Schutzausrüstung festlegen.
  2. Zuständigkeiten klären – Auftrag, Ansprechpartner, Kontaktkette.
  3. Zugänge sichern – Schlüssel, Absperrung, Witterungsschutz.
  4. Zeitfenster definieren – Begehung, Folgetermin, Abgabefrist.
  5. Dokumentationsstandard festlegen – Fotos, Videos, Messungen, Proben, Protokolle.

Beweissicherung: Dokumentieren statt diskutieren

Unter Zeitdruck steigt das Risiko, Spuren zu verwischen. Deshalb gilt: sofort dokumentieren, später bewerten. Beginnen Sie mit einer Übersicht, dann Zonen und Details. Maßstäbe gehören ins Bild, Originale bleiben unverändert.

Prioritäten setzen: Sicherheit – Ursache – Umfang

  1. Sicherheit: Tragfähigkeit, Elektrik, Einsturzgefahr.
  2. Ursache/Weg: Eintrittsstellen, Wasserwege, Rückstau, Hangwasser.
  3. Folge/Umfang: Betroffene Bauteile, Materialien, beginnende Sekundärschäden.

Messungen folgen dieser Logik – von Feuchteindikativ über zerstörungsarme Prüfungen bis zu Datenloggern. Wichtig: Grenzen nennen.

Klarheit schlägt Perfektion
Unter Zeitdruck ist „ein bisschen von allem“ der größte Fehler. Besser sind wenige, reproduzierbare Schritte. Jeder Satz braucht Beleg oder Begründung.

Kommunikation: Erwartungen steuern
Viele Akteure sind beteiligt – Eigentümer, Versicherer, Einsatzkräfte, Behörden. Vereinbaren Sie zu Beginn Zweck, Zeithorizont, Schnittstellen und Kommunikationswege.

Ein zweiseitiges Schnellprotokoll binnen 48 Stunden ist oft mehr wert als ein perfektes Gutachten nach drei Wochen.

Sanierung: Von Schutz bis Wiederherstellung

  1. Sofortschutz: Abdecken, Abpumpen, Strom abstellen.
  2. Trocknung: Verfahren passend zum Bauteil, Verlauf dokumentieren.
  3. Instandsetzung: Bauteilweise, normgerecht, prüffähig.

Fazit: Tempo mit System
Wer Sicherheit und Beweissicherung an den Anfang stellt, Prioritäten klar benennt, transparent kommuniziert und strukturiert arbeitet, liefert Ergebnisse, die Bestand haben – auch wenn die Uhr tickt.