
KI ist in der Gutachtenerstellung auf dem Vormarsch. Und das nicht grundlos: Uns Gutachtern und Sachverständigern spart Zeit, steigert die Genauigkeit und erleichtert die Dokumentation. Doch was kann KI aktuell wirklich leisten – und wo endet ihre Unterstützung? In diesem dritten Teil unserer Blog-Serie werfen wir einen kritischen Blick auf Chancen und Grenzen der Technologie.
KI im Einsatz: Was heute schon funktioniert
1. Effizienzsteigerung durch Automatisierung
KI nimmt Gutachtern monotone Aufgaben ab: das Durchforsten von Akten, das Extrahieren relevanter Informationen oder die Erstellung von Textentwürfen. Besonders in der Immobilien- und Versicherungsbewertung hat sich KI bewährt. Hier analysiert sie Preisentwicklungen, prognostiziert Trends oder erstellt erste Schadensbewertungen.
2. Datenauswertung & Prognosen
Moderne KI-Tools verarbeiten riesige Datenmengen in kürzester Zeit. In der medizinischen Begutachtung oder forensischen Analyse unterstützen sie Sachverständige mit statistisch fundierten Einschätzungen, die auf historischen Daten basieren.
3. Unterstützung bei Routineaufgaben
Automatisierte Texterstellung, Zusammenfassungen von Fachliteratur oder das Durchsuchen juristischer Regelwerke erleichtern die Berichtsarbeit deutlich. Das spart nicht nur Zeit, sondern verbessert auch die Nachvollziehbarkeit von Gutachten.
4. Bessere Entscheidungsgrundlagen
KI erkennt Muster und Zusammenhänge, die für Menschen auf den ersten Blick schwer zu erfassen sind. Das reduziert menschliche Fehlerquellen und fördert konsistentere Bewertungen.
Aber: KI kann (noch) nicht alles
Datenschutz und Datensicherheit
Gutachter arbeiten mit hochsensiblen Informationen. Der Einsatz von KI setzt strenge Sicherheitsstandards voraus – besonders wenn personenbezogene Daten verarbeitet werden.
Technologische Abhängigkeit
Wenn KI zu viel abnimmt, droht der Verlust eigener Bewertungskompetenz. Die Technologie sollte Fachwissen unterstützen, nicht ersetzen.
Transparenz & Nachvollziehbarkeit
Die Entscheidungen von KI-Systemen lassen sich nicht immer bis ins Detail erklären. Gerade in der gerichtlichen Auseinandersetzung ist das ein Problem.
Qualität der Daten
“Garbage in, garbage out”: Schlechte oder verzerrte Eingangsdaten führen zu fragwürdigen Ergebnissen. KI ist immer nur so gut wie das Datenmaterial, mit dem sie arbeitet.
Rechtliche und ethische Verantwortung
Wer haftet bei Fehlern? Welche Teile eines Gutachtens wurden von KI erstellt? Wie stellen wir sicher, dass Fairness und Objektivität gewahrt bleiben? Diese Fragen müssen geklärt sein – besonders in sensiblen Bereichen wie Medizin oder Strafrecht.
Umgang mit unstrukturierten Daten
Vieles, was Sachverständige bewerten, liegt nicht als strukturierter Datensatz vor: Gesprächsnotizen, handschriftliche Dokumente, Fotos. Die KI steht hier noch vor großen Herausforderungen.
Fazit: KI ist stark – aber nicht allwissend
KI ist ein starkes Werkzeug für die moderne Gutachtenerstellung. Sie beschleunigt, strukturiert und entlastet. Aber sie braucht den Menschen, der sie mit Fachwissen, Urteilsfähigkeit und Verantwortung einsetzt. Wer beides klug kombiniert, profitiert doppelt: von mehr Effizienz im Alltag und höherer Qualität in der Bewertung.
Wir wünschen Ihnen gutes Gelingen beim Ausprobieren Ihrer KI-Tools,
Ihr DGuSV-Team